Einen intensiven Gedanken- und Erfahrungsaustausch genossen die rund 40 Teilnehmer aus Landwirtschaft, Naturschutz, Politik und Verwaltung beim Feldtag zum Projekt „Energiepflanzenanbau und Biodiversität im Münsterland“: Mit Leezen radelten sie durch die Bauerschaften Stevede und Flamschen in Coesfeld und informierten sich über unterschiedlichste Projektmaßnahmen, mit denen Naturschutz in die landwirtchaftliche Produktion integriert werden kann.
Das Projekt ist das erste landwirtschaftliche Naturschutzprojekt in Westfalen, das mit Bundesmitteln gefördert wird. Nach sechs Jahren ist das Projekt erfolgreich auf der Zielgeraden angekommen. Immer mehr Landwirtinnen und Landwirte setzen dank praxistauglicher Handhabung auf ihren Äckern produktionsintegrierte Naturschutzmaßnahmen um. Auf diese Weise kann ein Ertrag erwirtschaftet und gleichzeitig die Artenvielfalt erhalten und gefördert werden. „Das Interesse der Landwirte am Projekt war groß. Alleine in diesem Jahr  haben sie auf 67 Hektar unterschiedlichste Maßnahmen umgesetzt und durch ihre praktischen Erfahrungen stetig zur Optimierung des Projekts beigetragen“, so Hubertus Beringmeier, Vorsitzender der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft.
„Damit die Maßnahmen langfristig und effektiv in der Fläche Anwendung finden, müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen. Eine gewisse Flexibilität ist notwendig und die ökonomische Tragfähigkeit entscheidend“, betonte Michael Uckelmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Coesfeld. Das große Engagement der Landwirtinnen und Landwirte und ihre Bereitschaft, neue Wege zu beschreiten, hat dem Projekt in 2019 die Wiederauszeichnung „UN-Dekade Projekt Biologische Vielfalt“ eingebracht.
„Hoffentlich gibt es ein Nachfolgeprojekt. Dann bin ich sofort wieder dabei“, so Landwirt Michael Rawert-Messing, der beim Feldtag Maßnahmen auf seinen Flächen präsentierte.

Hintergrund: Der Nutzungsdruck auf landwirtschaftliche Flächen ist enorm – gerade in Gebieten, in denen Tierhaltung und Biogaserzeugung Schwerpunkte bilden. Umso schwieriger ist es, hier Flächen für die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen zu finden. Die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft hat es sich mit ihrem Projekt „Energiepflanzenbau und Biodiversität im Münsterland“ zur Aufgabe gemacht, hier zukunftsfähige, praxistaugliche und gut umsetzbare Lösungen zu finden. Mit Erfolg: Das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durchgeführte Projekt zeigt, dass sich immer mehr Landwirtinnen und Landwirte für den Artenschutz engagieren und ökologisch wertvolle Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der biologischen Vielfalt in den Anbau auf ihren Feldern integrieren.

Stationen: Erste Etappe war ein Maisfeld mit integriertem Stangenbohnenanbau zur Förderung blütenbestäubender Insekten. Neben einem begleitenden Monitoring, das den ökologischen Effekt der Maßnahmen untersucht, wird auch die Biogasausbeute analysiert.
Nächste Station war eine einjährige Biogas-Blühfläche mit angrenzendem extensiven Getreideanbau. Diese Kombination von zwei Maßnahmen bietet den Wildtieren Lebensraum mit „lichten“ und „dichten“ Strukturen. Der lichtere Emmerbestand bietet Lebensraum für Ackerwildkräuter, Insekten und Vögel. Über Winter bietet die Fläche zahlreichen Vögeln Futter, wenn eine Teilfläche nicht geerntet wird.
Dritte Station war eine mehrjährige Blühfläche, umrandet von extensivem Emmer mit Ernteverzicht. „Die Blühfläche befindet sich schon im fünften Standjahr. Sie bietet einen abwechslungsreichen Lebensraum über das ganze Jahr“, freute sich Projektleiterin Christiane Baum. Hier finden Insekten Nahrungs- und Überwinterungsmöglichkeiten. Vögel, sowohl Hecken- als auch Bodenbrüter wie Dorngrasmücken und Rebhühner, brüten in den Flächen und ernähren sich von den Insekten und den Samen der Blühpflanzen. Für das Niederwild, zum Beispiel Feldhasen, bietet diese Fläche ganzjährig Äsung und Schutz.
Vierte Station war eine mehrjährige Blühflache, die Insekten Nahrung bietet und einmal jährlich für die Biogasproduktion geerntet werden kann. Der Boden ist hier ganzjährig bedeckt, wodurch die Gefahr von Erosionen reduziert wird.

Teil eines Bundesprogramms: Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie durch die Landwirtschaftliche Rentenbank gefördert. Es ist Teil des Verbundprojekts „Lebendige Agrarlandschaften – Landwirte gestalten Vielfalt!“.