Mit rund 30 Interessierten aus Landwirtschaft, Jagd und Naturschutz war am Dienstagabend die Infoveranstaltung zur Lebensraumgestaltung im Offenland im neuen Bildungshaus in Modexen (Brakel) gut besucht. Stiftungsmitarbeiter Sven Nadolny informierte über Hintergründe zum Biodiversitätsrückgang im Offenland anhand der Leitarten Rebhuhn, Feldhase und Fasan. Einen Schwerpunkt am Abend bildete die Vorstellung konkreter Lösungen für die Praxis: Wie können wir den Arten in Feld und Flur in der heimischen Kulturlandschaft helfen?
Ziel ist es, über das ganze Jahr verteilt ein Netz aus geeigneten Lebensräumen als Brut-, Setz- und Nahrungsplatz sowie ausreichend Deckungsflächen zu schaffen. Hierzu eigenen sich beispielweise die Anlage von Blühflächen, die Umsetzung extensiver Bewirtschaftungsweisen im Ackerbau und Grünland oder die Pflege von Feldhecken. Landwirte, Jäger und Naturschützer erhielten praktische Hinweise, wie sie sich zielgerichtet und effektiv einbringen können.
Anlass für diesen Informationsabend gab das Naturschutzprojekt „LEPUS-NRW – Lebensräume erhalten, planen und schützen“: Aktuell werden in rund 25 Projektgebieten im Raum OWL sogenannte „Lebensraumkonzepte“ erstellt und die Akteure vor Ort hinsichtlich biotopverbessernder Maßnahmen beraten. Erster Schritt ist die Prüfung vorhandener Lebensräume auf Acker und Grünland, Hecke, Waldrand und Gewässer. Grenzlinien und Größenstruktur der Acker- und Grünlandschläge geben dabei wichtige Hinweise auf die ökologische Qualität als Lebensraum. Gut nutzbar und ökologisch hochwertig sind etwa wenig genutzte grüne Feldwege mit angrenzender artenreicher Saumvegetation. Weniger nutzbar hingegen sind etwa Waldränder mit direkt angrenzenden befestigen Wegen oder lückige Hecken ohne Versteckmöglichkeiten.
Immer mehr Naturschutzinteressierte in Ostwestfalen-Lippe lassen sich im Projekt beraten. Die Umsetzung von Maßnahmen kann dabei auf rein freiwilliger Basis, im Rahmen der Verpflichtungen aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) oder auch im Rahmen von geförderten Agrarumweltmaßnahmen erfolgen. Neben dem auf 3 Jahre befristeten Projekt LEPUS NRW steht den Landwirten dafür auch die Biodiversitätsberatung der Landwirtschaftskammer NRW als Ansprechpartner zu Verfügung.
An der Veranstaltung im Bildungshaus Modexen nahmen auch Dr. Cornelia Wiemeyer-Faulde und Prof. Dr. Joachim Faulde als Regionalbotschafter der NRW-Stiftung sowie Antonius Tillmann als Vorsitzender des WLV Kreisverbandes Höxter teil. Bei der anschließenden Diskussion der Veranstaltungsteilnehmer wurde deutlich, dass Lebensraumgestaltung für die Offenlandarten mit gemeinschaftlichem Engagement von Landwirten, Jägern und weiteren Naturschützern gelingen und ein Biotopverbunde entstehen und dauerhaft erhalten werden kann.
Das Projekt LEPUS NRW läuft noch bis Juni 2023 und umfasst den Verbreitungsraum des Rebhuhns von OWL über das Münsterland bis zum Niederrhein und zur Kölner Bucht. Es wird getragen von der Arbeitsgemeinschaft der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft sowie der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und wird exklusiv gefördert von der NRW-Stiftung. Projektpartner sind die Bauernverbände und Jagdverbände in Westfalen-Lippe und dem Rheinland. Auch die Errichtung des Bildungshauses Modexen wurde maßgeblich durch finanzielle Mittel der NRW-Stiftung gefördert.